Wie wollen wir nach der Coronakrise leben?

Wesel, Deutschland die Welt erleben im Jahr 2020 eine der größten Krisen seit dem 2. Weltkrieg.
Jede und jeder erlebt die Situation anders.
In den Krankenhäusern wird bis zur Erschöpfung gearbeitet, viele andere sind von heute auf morgen ohne Beschäftigung und Einkommen. Für alle ist die Zeit beängstigend und verunsichernd.
Was erleben wir in der Krise?
Zuallererst haben wir unendlich viele von überwältigender Humanität getragene politische und persönliche Entscheidungen erlebt. Menschen, Unternehmen und Staaten haben sich trotz erheblicher wirtschaftlicher Verluste für den Schutz von Gesundheit und Menschenleben entschieden. Überwiegend erleben wir große Hilfsbereitschaft und Solidarität.
Schmerzlich haben wir erlebt, was im Leben wirklich wichtig ist und was uns am meisten fehlt: menschliche Kontakte, Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn, die Freiheit uns zu bewegen, zu arbeiten und zu feiern.
Leider erleben wir auch Abschottung und Egoismus.
Wie wollen wir in Zukunft leben?
Wir Grünen wollen in einer humanen, solidarischen, offenen und nachhaltig wirtschaftenden Welt leben.
Professionelle und ehrenamtliche Arbeit mit Menschen in Krankenhäusern, Pflegheimen, in der Kinderbetreuung müssen gesellschaftlich und finanziell stärker gewürdigt werden. Die Arbeitsbedingungen, die Personalkapazitäten und die Bezahlung gehören auf den Prüfstand. Unser Gesundheitssystem muss weniger auf Effizienz und Gewinnoptimierung ausgelegt sein, sondern sollte zuerst den Menschen im Blick haben. Geräte und Betten müssen sich nicht wirtschaftlich für den Träger lohnen, sondern für den Krisenfall zur Rettung von Menschenleben ausgelegt sein.
Menschen sind soziale Wesen. Ohne Kontakte und Kommunikation sind wir nicht überlebensfähig. Wir alle hoffen und warten darauf, nach Aufhebung der Krise uns wieder frei bewegen und Menschen treffen zu können. Digitalisierung kann helfen, einen Teil des sozialen, des wirtschaftlichen Lebens und der Bildungssysteme aufrecht zu erhalten. Glasfasernetze müssen ausgebaut werden. Die benötigte Hardware, die Programme aber auch die erforderlichen Kompetenzen in Verwaltungen und Schulen müssen krisenfest werden.
Besonderes Augenmerk muss darauf gerichtet werden, niemanden zurückzulassen.
Die Coronakrise hat uns gezeigt wie anfällig unsere globalisierte Wirtschaft ist. Die Abhängigkeit von Medikamenten und Schutzausrüstung war eines der größten Probleme unseres Gesundheitssystems. In Zukunft müssen wir regionaler produzieren, überlebensnotwenige Güter längerfristig lagern und weniger „just in time“ rund um den Globus transportieren.
Das Klima hat zwar durch die Einschränkungen der Produktion, des Flug- und Reiseverkehrs kurzfristig profitiert. Wir dürfen aber nach der Krise nicht alle Systeme wieder voll hochfahren und im schlimmsten Fall sogar überkompensieren. Wir müssen uns gegen alle Bestrebungen wehren, zur Belebung der Wirtschaft alle ökologischen Regeln und Vereinbarungen auszusetzen.
Die Krise muss einen ökologischen Neustart auslösen.
Die CO2 Zielen müssen konsequent eingehalten werden. Energieversorgung muss 100 % regenerativ werden. Zur Steigerung der Lebensqualität brauchen wir eine Verkehrswende. Wir müssen die Vielfalt der Pflanzen und Tiere erhalten, Nutztiere besser schützen und das Land nachhaltig bewirtschaften. Wir müssen sparsamer mit allen Rohstoffen umgehen und vor allem Plastik vollständig im Kreislauf halten.
In der Krise haben wir erlebt, dass Menschlichkeit und Solidarität eine Gesellschaft stark und Menschen glücklich machen. Nachhaltiges Wirtschaften in ökologischer Verantwortung ist Voraussetzung für Leben in Gesundheit und Wohlstand.
Dafür setzen wir Grünen in Wesel uns mit aller Energie und Kreativität ein.

Ulrich Gorris, 30.03.2020

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