Familien und Schulen brauchen technische Unterstützung

Am 22.04.2020 wurde der nachfolgende Antrag von dem Fraktionsvorsitzenden U. Gorris und der stellvertretenden Fraktionssprecherin und Schulpolitischen Sprecherin M. Hillefeld Bündnis 90/Die Grünen an Bürgermeisterin U. Westkamp gerichtet:

Technische Unterstützung für Familien und Schulen beim „Distanzlernen“ 

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stellt folgenden Antrag zur Sitzung des Rates der Stadt Wesel am 12. Mai 2020:

Der Rat der Stadt Wesel beauftragt die Stadtverwaltung den Familien und Schulen geeignete technische Hilfsmittel bereitzustellen, um effektives Unterrichten und Lernen unter den geltenden Infektionsschutzregeln zu ermöglichen.

Alle Schulen werden mit einem den Datenschutzgesetzen entsprechenden Lernmanagementsystemen auf den Schulservern ausgestattet. Neben dem Austauschen von Dateien und Aufgaben müssen auch die Arbeitsergebnisse der Schüler/innen hochgeladen und individuelle Kommentare und Rückmeldungen der Lehrenden an die Lernenden sicher ermöglicht werden können. Außerdem müssen über dienstliche E-Mailadressen Mitteilungen an Schülerinnen und Schüler sowie an deren Eltern verschickt werden können.

Lernen braucht zeitnahes Feedback und Austausch in Gruppen oder mit der Klasse. Daher müssen auch datenschutzrechtlich zugelassene Chat-, Audio- und Videofunktionen für Einzel- und Gruppenbesprechungen möglich sein.

Lizenzen für Lehrkräfte und Schüler für pädagogisch und didaktisch sinnvolle Online- Lernprogramme müssen auch angeschafft werden können, wenn sie kostenpflichtig sind.

Um Nachteile für Kinder aus ärmeren Familien auszugleichen, unterstützt die Stadt weiterhin unbürokratisch die Anschaffung einer digitalen Grundausstattung mit internetfähigen Tabletts und einfachen Druckern. Der Haushaltsansatz dafür muss an den Bedarf angepasst werden.

Für die genannten Maßnahmen sind Haushaltsmittel in Höhe von 200.000 €, notfalls im Rahmen einer Nachtragshaushaltssatzung bereitzustellen.

Begründung:

Aussagen der Gesundheitsexperten lassen befürchten, dass Unterrichten und Lernen an unseren Schulen vermutlich im ganzen Jahr 2020 nicht nach geltenden Stundenplänen und nicht in kompletten Klassenverbänden stattfinden kann. Solange die Sicherheits- und Abstandsregeln beibehalten werden müssen, kann maximal ein Viertel bis ein Drittel aller Schüler/innen eine Schule gleichzeitig  besuchen. Lehrkräfte, Lernende und Eltern müssen sich darauf einstellen größere Anteile der Lernzeit zu Hause selbstgesteuert zu organisieren. Digitales Lernen kann dabei eine Hilfe sein, aber nur wenn wichtige didaktische Qualitätsbedingungen erfüllt sind. Der Erfolg des Lernens hängt stark von der engen persönlichen Begleitung durch die Lehrkräfte und zumindest digitaler Kommunikation mit Mitschülern über Lerninhalte ab. Die Schüler/innen müssen Fragen zu den Aufgaben stellen können und schnell Antworten bekommen. Die erledigten Aufgaben müssen zeitnah besprochen und kommentiert werden.

Feste wöchentliche Termine für Besprechungen sind ein wichtiges Mittel, damit Schüler/innen sich gesehen und ihre Leistungen gewürdigt wissen. Wer wochenlang ohne Lob oder Ansporn arbeitet, verliert die Motivation und die Orientierung über seinen Lernstand. Wenn engagierte Lehrer/innen in den vergangenen Wochen mit Programmen wie Skype, Zoom oder WhatsApp Kontakt zu ihren Klassen gehalten haben, weil es keine anderen Möglichkeiten gab, bewegten Sie sich in einer rechtlichen Grauzone.

Pädagogisch sinnvoll wäre es auch wenn ab dem 4. Mai alle Schüler/innen wenigstens für einige Stunden oder einen Tag pro Woche in kleineren Gruppen in die Schule kommen würden. Dann könnten die Lehrer/innen herausfinden, wer mit dem „Distanzlernen“ gut zurechtkommt und wer mehr Unterstützung braucht. Ganz besonders die Schüler/innen, denen das Lernen nicht so leicht fällt, die weniger Erfolge gewohnt sind und schneller aufgeben brauchen die Unterstützung am nötigsten.

Wünschenswert wäre, wenn für diese Schüler besondere Förderangebote auch mit persönlicher Betreuung in kleinen Gruppen organisiert werden könnten.

Der DigitalPakt zwischen Bund und Ländern ist speziell mit den oben dargestellten Zielsetzungen aufgelegt worden. Aus diesen Mitteln müssen die geforderten Maßnahmen finanziert werden.

gez. Ulrich Gorris             Marlies Hillefeld

Fraktionssprecher             Stellvertretende Fraktionssprecherin/Schulpolitische Sprecherin

Artikel kommentieren