Zirkuläres Bauen/Urban Mining – urbane Rohstoffe nutzen
Antrag an die Ausschüsse für Gebäude und Digitalisierung und Umwelt, Nachhaltigkeit und Mobilität
Sehr geehrte Frau Westkamp,
Beschlussvorschlag:
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, zirkuläres Bauen in Wesel zu fördern und in kommunalen Bauprojekten zu verankern:
- Die Stadt Wesel verpflichtet sich dem Ziel, bei Rückbau, Sanierung und Neubau möglichst umfassend urbane Rohstoffe zu erschließen und diese einer Wiederverwendung zugänglich zu machen.
- Die Stadt Wesel unterstützt vorhandene Projekte zur Wiederverwendung von Baumaterialien. Die Einrichtung eines eigenen Materiallagers beim ASG Wesel wird geprüft.
- Die Stadt setzt pilothaft Bauvorhaben zum zirkulären Bauen um und entwickelt Standards für kommunale Bauvorhaben zur anteiligen Verwendung von recyceltem und wiederverwendbarem Material.
- Die Standards gemäß Punkt 3 sind ab 2025 in städtebaulichen Verträgen und Bebauungsplänen sowie bei Verkauf städtischer Grundstücke vertraglich zu berücksichtigen.
- Die Fachausschüsse für Gebäude und Digitalisierung, sowie Umwelt, Nachhaltigkeit und Mobilität werden fortlaufend über die Entwicklungen informiert.
- Die Stadt verpflichtet sich ab 2025 für Neubauten und energetischen Sanierungen eine BNB Zertifizierung (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen anzustreben. Über die Machbarkeit und finanziellen Auswirkungen ist im Ausschuss für Gebäude und Digitalisierung vor Beginn der Baumaßnahme zu berichten.
Begründung:
In Städten sind große Mengen wertvoller Sekundärrohstoffe gebunden, deren Nutzung sowohl zur Schonung der natürlichen Ressourcen beiträgt, als auch steigenden Baupreisen entgegenwirken kann. Mit Projekten des Urban Mining Hub Berlin in Kooperation mit Concular wurde bereits erwiesen, dass zirkuläres Bauen auch in Städten und Kommunen erfolgreich sein kann.
Die Stadt Wesel hat sich im Jahr 2021 ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt. Im Rahmen einer ersten bilanziellen Betrachtung der Treibhausgasemissionen wurde ausschließlich der Energiebedarf im Betrieb betrachtet.
Die Erfassung der Klimawirkung aller verwendeten Stoffe, v.a. Baustoffe, ist nach den Regeln des GHG-Protocols in Scope 3 möglich, jedoch in der Praxis nicht umsetzbar. Eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat ergeben, dass „gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes vor der tatsächlichen Nutzung – bei der Herstellung und Errichtung, entstehen. Bei Gebäuden mit sehr niedrigem CO2-Fußabdruck kann der Wert sogar bei 50 Prozent und mehr liegen.“
Auch wenn derzeit eine ganzheitliche und transparente Bilanzierung von Umweltwirkungen von Baustoffen und Bauprozessen noch nicht praktikabel ist, so sollte der Wirkung in den Bauaktivitäten der Stadt Rechnung getragen werden.
Mit dem Heubergbad und der Niederrheinhalle stehen in den kommenden Jahren zwei große kommunale Rückbauprojekt an. Der anvisierte Campus der Hochschule Rhein-Waal auf dem Gelände der Niederrheinhalle soll ausdrücklich den Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen legen. Hier kann ein Pilotprojekt mit regionaler Strahlkraft entstehen.
Mittels der Energie- und Bauleitlinie können Anteile an zu verwendendem recycelten Material, Eingang in kommunale Bauvorhaben finden. Im Rahmen städtebaulicher Verträge, beim Verkauf städtischer Grundstücke und in Bebauungsplänen können diese Standards auch für private Vorhabenträger*innen gesetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Ulrich Gorris, Fraktionssprecher
Fraktionssprecher
Quellen:
https://www.bnb-nachhaltigesbauen.de