Fünf Modellstädte, Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim haben sich auf den Weg gemacht, intensiv und kreativ nach Wegen zu suchen, die Innenstädte lebenswert zu machen, indem die Zahl der lauten und stinkenden PKW reduziert wird. Unsere Nachbarstadt Bocholt hat das Buslinienkonzept in die eigene Hand genommen und die Nutzerzahlen verdreifacht. Ein guter öffentlicher Nahverkehr ist ein wichtiger Standortfaktor und verbessert die Lebensqualität auch in Mittelstädten. Leider geht die politische Mehrheit in Wesel den entgegengesetzten Weg.
Die Vorgabe, dass der ÖPNV die Stadt und den Kreis Wesel nichts kosten darf, verhindert eine an ökologischen und sozialen Standards orientierte Verbesserung.
Die freudestrahlenden Gesichter der Stadtverwaltung und Vertreter der NIAG bei der Vorstellung des Anrufsammeltaxis in Wesel können Fraktionssprecher Ulrich Gorris und der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Dirk Kortenbusch, nicht nachvollziehen. Im besten Fall werden die drastischen Verschlechterungen im Nahverkehrsplan 2017 ein wenig gemildert. Für den Kunden wird die Fahrt erheblich teurer, vor allem wenn er auch noch umsteigen muss. Wenn man z. B. von Lackhausen nach Bislich mit dem AST fährt, belaufen sich die Kosten pro Person und Strecke auf EUR 11,30 EUR statt 2,70 EUR; eine Hin- und Rückfahrt für drei Personen ab 14 Jahren (Gruppentarif schon inbegriffen) z. B. nach Oberhausen kostet demnach 56,00 EUR statt 21,80 EUR. Zu bemängeln ist auch, dass die Änderungen zu kurzfristig mitgeteilt wurden und mit Stand 29.08.2018 noch nicht in den elektronischen Auskunftssystemen vorhanden sind. Das Anrufsammeltaxi fährt deutlich seltener, und die Anmeldung per Telefon oder Handy ist vor allem für ältere Menschen kompliziert. Auch die Vorgabe, das Taxi 60 Minuten vor der Fahrt zu bestellen, macht das Angebot nicht attraktiver. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Immer weniger Personen werden in Zukunft Busse nutzen. Damit ist eine weitere Runde in der Abwärtsspirale des ÖPNV-Angebots vorprogrammiert.
Die Grünen fordern auch für Wesel eine Wende in der Verkehrspolitik.
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