G9 – so nicht!

Die Grünen in Wesel stehen dem Volksbegehren „G9 jetzt“ in der vorliegenden Form äußerst kritisch gegenüber. Im Kern geht es darum in Zukunft allen Schülern an Gymnasien in NRW Unterricht von acht bis 13 Uhr und das Abitur in neun Jahren zu verordnen. Dabei werden die sehr heterogenen Lernvoraussetzungen und Motivationen der Schülerinnen und Schüler ignoriert. Vorstandssprecher Ulrich Gorris meint: „Während heute fast ein Fünftel der Gymnasiasten ein Abi mit einer 1 vor dem Komma absolviert, quälen sich viele weniger leicht und schnell Lernende durch die Schulzeit.“  Um der individuellen Leistungsfähigkeit aller Schülerinnen und Schüler besser gerecht zu werden, braucht es intelligente und flexible Lösungen. Beim G9 für alle gibt es nur die theoretische Möglichkeit für extrem wenige Hochbegabte, ein komplettes Schuljahr zu überspringen oder auf der anderen Seite ein komplettes Schuljahr wiederholen zu müssen.

Eine an den Interessen und der Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler orientierte Lösung könnte darin bestehen, an jedem Gymnasium zwischen der 6. und der 10. Klasse, Profilklassen zu bilden, die in insgesamt acht oder neun Jahren zum Abitur führen. Eine zweite Möglichkeit könnten individuelle Lernzeiten mit leistungsdifferenzierten Pflicht- und Wahlkursen sein. Solche Systeme könnten auch besser auf Ausnahmesituationen, wie längere Auslandsaufenthalte oder Krankheiten reagieren. Die Entscheidung über den Ausbildungsgang würden die Eltern, nach intensiver Beratung durch die Lehrkräfte treffen.

Wer mit Lehrern der Weseler Gymnasien spricht oder deren Schulprogramme liest, stellt fest, dass es heute schon zahlreiche Möglichkeiten und Wege für Schülerinnen und Schüler gibt, ihren individuellen Lernweg bis zum Abitur zu gestalten. Gorris wünscht sich, dass die beiden Schulen sich auch an der politischen Debatte um G8 oder G9 aus ihrer jeweiligen pädagogischen Perspektive beteiligen.

Absolut nicht nachvollziehbar ist die Forderung der G9 Befürworter, die benötigten Lehrerstunden für den zusätzlichen Jahrgang am Gymnasium von den anderen Schulen der Sekundarstufe durch eine Reduzierung der Stundentafeln finanzieren zu lassen.

Gorris Schlussfolgerung: „Ich plädiere dafür, das Volksbegehren nicht zu unterschreiben, obwohl mir die Idee, Kindern mehr Zeit für das Lernen zu geben, sehr sympathisch ist.“

Artikel kommentieren